Über das Smartphone und seine Folgen
Bereits seit hunderten von Jahren predigt der Buddhismus,
dass ein Mensch nur durch Verzicht zu innerer Ausgeglichenheit gelangen kann.
In der heutigen Zeit ist das wohl kaum zu glauben, aber in den letzten Monaten
musste ich feststellen wie viel Wahres doch in dieser Aussage steckt. Ok, ich
möchte meine neues Smartphone, das ich mir auch aus einem (wie ich zugeben
muss) unangenehmen Gruppenzwang angeschafft habe, keinesfalls verteufeln. Wie
sich vielleicht einige Leser noch erinnern können, habe ich schon zu Beginn
meines Blogs meine Abscheu gegenüber den
ich-kann-alles-und-bin-eh-viel-besser-als-du-Telefonen zum Ausdruck gebracht.
Ich könnte jetzt Ausreden finden weshalb ich unbedingt eines dieser Telefone
BRAUCHE. Aber wer belügt sich schon gern selbst? Natürlich hab ich es gekauft
ohne es wirklich zu benötigen. Und ich habe zu Beginn tatsächlich kaum meine
Finger bei mir behalten können. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, ähneln diese
Ausgeburten des Apple-Teufels schon sehr den Männern…
Aber ich schweife ab. Nach einiger Zeit der Probe dieses
neuen Kommunikationsmittels in meinem Leben, kann ich nun endlich Ergebnisse liefern.
Und eines kann ich vorweg nehmen: Hätte ich gewusst was mit dem Kauf eines
solchen Ungetüms verbunden ist, hätte ich es wohl bis heute nicht getan. An
mir, aber besonders an meiner Umgebung, konnte ich erschreckende Veränderungen
feststellen, die ich kaum für möglich gehalten hätte.
Vor meinen Ausführungen
muss ich feststellen, dass ich mein Handy (wie es früher mal hieß) ohne
jegliche vertraglichen Verpflichtungen gekauft habe. Nein ich besitze KEINE
Internet-Flat und ja ich habe noch eine prepaid-Karte! Ich konnte ja nicht
ahnen welche Probleme diese Tatsachen mit sich bringen würden. Und so bin ich
also nur zuhause oder in der Uni erreichbar, was ich als vollkommen ausreichend
erachte. Aber nein, nicht so meine Freunde. Viele von ihnen machten eine
wirklich erschreckende Veränderung durch. War ich mal nicht bei Whats App (was
übrigens durchaus nützlich sein kann) zu erreichen, dann wurde ich mit
Facebook-Nachrichten bombardiert. All diese Nachrichten erhielt ich natürlich
gleichzeitig und damit war der Großteil von ihnen auch vollkommen unnütz. Auf
die Idee eine SMS zu schreiben oder gar anzurufen kam natürlich niemand. Wieso
auch? In den ersten Wochen machte mich der ständige Druck der Erreichbarkeit
fast rasend und ich suchte immer nach einem freien Handynetz. Und noch etwas
musste ich an mir feststellen-ich hörte auf zu denken! Und das schockierte mich
fast am meisten. War etwas unklar oder ich war mir einer Tatsache nicht ganz
sicher, schaute ich im Internet nach. Angeregte Diskussionen wurden somit
schnell zerstört und meine Gehirnzellen gleich mit.
Irgendwann begriff ich den Ernst
der Lage und beschloss, dass das Ganze schnell ein Ende haben musste. Und bald
darauf bot sich mir die Gelegenheit dazu. Ein Ausflug in meine Heimatstadt zu
meinen Großeltern. Verständlicherweise besitzen die kein Internet und der
einzige Hotspot weit und breit war bei McDonalds zu finden. Angesichts dieser
Tristesse fragt ich mich ernsthaft, warum mir die fehlende Modernität nicht
schon früher aufgefallen war und seit wann hier eigentlich keine Pferdekutschen
mehr fuhren. Letzteres kann ich aufklären: Sie fahren noch immer.
Nach den
ersten wirklich anstrengenden Tagen der Isolation gefiel mir das Ganze langsam
wieder. Ich genoss die Freiheit und vermisste den Druck der Erreichbarkeit nun
wahrlich nicht. Am Ende meines Urlaubs schaltete ich mein Smartphone erst
einmal aus und hatte richtig Angst davor es wieder in Betrieb zu nehmen. Doch
diese eine Woche der Abstinenz hat mich vieles gelehrt. Nun kann ich mit der
Nachrichtenflut umgehen und ich bin meinen Smartphone auch dankbar für die
Erkenntnis, dass Verzicht sehr beruhigend sein kann. Immer wieder lasse ich es
auch mal zuhause und meine Nachrichten sind auch nicht mehr so wichtig. Und oh
Wunder-meine Freunde haben sich auch daran gewöhnt.
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